Moderne Markthalle
// Der Supermarkt „SuperHub“ in Meerstad, dem noch jungen und zugleich grünsten Stadtteil im niederländischen Groningen, ähnelt weit mehr einer modernen Markthalle. Hier hat das ortsansässige Büro De Zwarte Hond nicht nur eine Einkaufsmöglichkeit, sondern einen rundum nachhaltigen Treffpunkt geschaffen, an dem man sich besonders gern aufhält und der zudem flexibel mit dem Quartier mitwachsen kann.
Meerstad ist ein Neubauquartier am nordöstlichen Rand von Groningen im Norden der Niederlande. Die moderne Planstadt ist vor allem aufgrund ihrer großzügigen Freiflächen und Grünanlagen sehr beliebt. 2015 begannen die Bauarbeiten vor Ort – bis 2035 sollen hier etwa 6000 Wohneinheiten rund um den neu angelegten Erholungssee Woldmeer entstehen.
Der Auftrag an das Architekturbüro De Zwarte Hond lautete, ein einladendes Zentrum für das ökologisch ausgerichtete Neubauviertel zu entwerfen, das den Bewohnern als Ort zum Einkaufen, Treffen und Verweilen dient und das sich zugleich flexibel an das geplante Wachstum von Meerstad anpassen sowie neue Bedürfnisse erfüllen kann.
Das Ergebnis ist der hochwertig gestaltete und rundum nachhaltige „SuperHub“ – die moderne Version einer Markthalle. Auf einer Fläche von 2.100 m² kann man nicht nur Einkäufe erledigen, sondern auch ein darin integriertes Café und perspektivisch auch ein kleines Gesundheitszentrum nutzen. Ein idealer Treffpunkt für Nachbarn und Menschen aus dem Einzugsgebiet, die hier Anregungen erhalten, Genuss und Gemeinschaft erleben können. Somit bietet der spektakuläre Supermarkt eine erfrischende Alternative zu den immer beliebter werdenden Lieferdiensten. Er stellt einen attraktiven Ort für den täglichen Lebensmitteleinkauf dar und bildet außerdem einen Ort der Begegnung, der zur sozialen Nachhaltigkeit des Stadtteils beiträgt. Der SuperHub unterstreicht den Anspruch Meerstads als ökologisches Vorzeigeprojekt, denn es wurden nicht nur überwiegend natürliche Materialien für den Bau verwendet - auch das Energiekonzept ist vorbildlich durchdacht und dem Wohlfühlfaktor für die Nutzer des Gebäudes wurde ebenfalls eine große Bedeutung beigemessen.
Ökologischer Supermarkt – weit mehr als nur „Bio“
Der SuperHub repräsentiert perfekt, was heute unter nachhaltigen Supermärkten verstanden wird – weit mehr als nur Bio-Produkte im Sortiment und Verzicht auf Plastiktüten. Die Nachhaltigkeit beginnt bereits bei der Planung und wird beim Bau fortgeführt.
Die Architektur ist ein harmonisches Zusammenspiel aus Holz, Glas und Stahl, das eine einzigartige Atmosphäre schafft. Die umlaufende, rund 1.300 m² große Vorhangfassade aus Glas und Stahl ermöglicht freie Ausblicke auf die umliegende Natur und bringt viel natürliches Tageslicht ins Gebäudeinnere. Das ist im Lebensmitteleinzelhandel nicht selbstverständlich. Fast immer wird in Supermärkten künstliches Licht zum Ausleuchten der Verkaufsflächen eingesetzt, obwohl dies zu einem deutlich höheren Energieverbrauch führt. Die Betreiber argumentieren damit, dass Sonnenlicht den Raum aufheizt und so die Haltbarkeit frischer Ware verkürzt. Für eine natürliche Beleuchtung werden zudem große Fensterflächen benötigt, welches zu Lasten von Regalflächen für Produkte geht. Dem gegenüber steht die positive Auswirkung des Tageslichts auf die Gesundheit und das Wohlbefinden von Kunden und Mitarbeitenden; ein Spannungsfeld.
Intelligente Lösungen
De Zwarte Hond hat für die Tageslichtbeleuchtung eine intelligente Lösung gefunden: Auf halber Höhe der Fassade sind die Scheiben als schmale Lamellen ausgebildet, die für einen optimierten Sonnenschutz im Innenraum sorgen. Die markante, über 5 m auskragende Dachkonstruktion schützt das weitgehend transparente Gebäude ebenfalls vor zu viel Sonneneinstrahlung. Dazu wurde im westlich gelegenen Gebäudeteil ein eigenständiges Volumen aus Holz nach dem Box-in-Box-Prinzip eingestellt. Hierdurch entsteht ein schützender Raum zwischen Fassade und Verkaufsfläche, der nicht nur als Temperaturpuffer wirkt, sondern zugleich Platz für das Café bietet.
Aber auch Konstruktion und Gebäudeausstattung punkten mit smarten, zukunftsweisenden Lösungen: Dach und Tragwerk des SuperHub wurden mittels einer komplexen Holzkonstruktion ausgebildet. Der Werkstoff Holz ist durch sein optimales Verhältnis von Eigengewicht zu Tragfähigkeit besonders für das Dachtragwerk mit seinen großen Spannweiten von rund 8 m geeignet. Zudem trägt die Verwendung des nachwachsenden Rohstoffes zu einer positiven Ökobilanz des Gebäudes bei.
„Das Dach ist die fünfte Fassade eines Gebäudes und wird oft vergessen. Ein gutes Gebäude schafft Raum für Grünflächen, Oberlichter, dient als Wasserreservoir und erzeugt Energie. Und alles ist gut aufeinander abgestimmt.“
Erik Roerdink,
Projektarchitekt und Partner bei De Zwarte Hond
Das 2.400 m² große, geschwungene Flachdach wurde im äußeren Bereich mit insektenfreundlichem Sedum begrünt und dient außerdem als Aufstellfläche für eine Photovoltaikanlage, die regenerative Energie für den Gebäudebetrieb erzeugt. Bei der Entscheidung für das am besten geeignete Abdichtungsmaterial fiel die Wahl auf die EPDM-Abdichtungsbahn RESITRIX® SK W Full Bond von CARLISLE® CM Europe. Sie ist wurzelfest nach DIN EN 13948 und kann unter Gründächern aller Art verlegt werden, von extensiver bis zu intensiver Begrünung. Die gesamte Unterseite der Bahn ist verschweißbar, die An- und Abschlüsse können frei gewählt werden. Somit entsteht kaum Materialverschnitt.
EPDM (Ethylen-Propylen-Dien-Monomer) ist ein Synthesekautschuk, der bereits in den 1980-er und 1990-er Jahren vom Magazin „Green Building Digest“ und der Umweltschutzorganisation Greenpeace als besonders nachhaltiges Material eingestuft wurde. Der synthetische Kautschuk verfügt aufgrund seiner molekularen Netzstruktur über herausragende Materialeigenschaften. Er ist dauerelastisch ohne Weichmacher, schrumpf- sowie shatteringfrei und zeichnet sich durch eine extrem hohe Witterungs- bzw. Alterungsbeständigkeit aus. Das unabhängige Prüfinstitut Süddeutsches Kunststoff-Zentrum (SKZ) bescheinigt ihm eine Gebrauchsdauer von über 50 Jahren.
Prima Klima
Eine Lüftungsanlage, ein unterirdischer Kälte- und Wärmespeicher sowie eine effektive Wärmeschutzverglasung der Fassade ermöglichen im Verbund ein energieeffizientes und angenehm-natürliches Raumklima. „Im Ergebnis gehört das Projekt damit zu den nachhaltigsten Gebäuden in der gesamten Region“, fasst Projektarchitekt Erik Roerding zusammen.
Kirsten Ohlendorf
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