Logo

Flachdach-Details: 9 unverzichtbare Praxistipps für Detailausbildungen mit EPDM-Dichtungsbahnen

Jun, 21
Ein Dachdecker arbeitet an einem Flachdachdetail, der Abdichtung einer Lichtkuppel mit EPDM

Sorgfältige Detailausbildungen sind entscheidend für die Funktion, Dichtigkeit und Langlebigkeit eines Flachdachs. Dieser Artikel bietet Planern und Verarbeitern wertvolle Hinweise zur richtigen Planung und Ausführung gemäß dem technischen Regelwerk, um Schäden zu vermeiden und die Abdichtung dauerhaft zu sichern.

Flachdach-Detail: Definition und Bedeutung

Flachdach-Details bezeichnen die spezifischen Konstruktionen und Anschlüsse, die an Flachdächern verwendet werden, um die Funktionalität, Dichtigkeit und Langlebigkeit des Daches zu gewährleisten. 

Hierzu zählen vordergründig Anschlüsse an aufgehende Bauteile, Durchdringungen, Türanschlüsse, Bewegungsfugen, Dachentwässerung und Dachrandabschlüsse.

Die richtige Planung und Ausführung dieser Details ist unerlässlich für eine dauerhafte und sichere Flachdachabdichtung.

Flachdach: Detailanschlüsse und Konstruktionen

Anschlüsse an aufgehende Bauteile

Hierzu zählen Wandanschlüsse mit Hilfskonstruktionen oder regensicheren Profilen für den Anschluss an Wände, Attiken oder Schornsteine.

Durchdringungen

Für Durchführungen von Lüftungsrohren, Lichtkuppeln, Stützen etc. gibt es spezielle Detailausbildungen zur Sicherstellung der Dichtheit.

Türanschlüsse

Türen erfordern Schwellen, Entwässerungsrinnen oder Flächendrainage, um Wassereintritt zu verhindern.

Bewegungsfugen

Bei zu erwartenden Baubewegungen sind Bewegungsfugen in der Dachabdichtung vorzusehen.

Dachentwässerung

Details für Dachabläufe, innenliegende Dachrinnen und Gullys sorgen für einen kontrollierten Wasserablauf.

Dachrandabschlüsse

Mehrteilige Profile, Verbundbleche oder Rinnen als Dachrandabdeckungen schützen die Dachkante.

Fachkompetenz und Herstellervorschriften sind entscheidend

In jedem System bestimmt das schwächste Glied die Gesamtqualität – das gilt auch für Dachabdichtungen. Oft führen schlecht ausgeführte Details später zu Schäden an der gesamten Abdichtung. Deshalb sind eine genaue Planung und die hohe Fachkompetenz der Verarbeiter entscheidend. 

Detailausbildungen für Dachabdichtungen mit EPDM-Dichtungsbahnen

Das technische Regelwerk gibt allgemeine Anforderungen vor. Darüber hinaus sind auch die speziellen Herstellervorschriften für das gewählte Abdichtungssystem zu beachten,  wie zum Beispiel bei EPDM-Bahnen. Diese müssen bei der Gestaltung und Einbindung der Details in den Schichtenaufbau beachtet werden, um eine dauerhaft dichte und sichere Abdichtung zu gewährleisten.

Praxistipps über das Regelwerk hinaus

Nicht alle Details können wir hier in ihrer ganzen Komplexität behandeln. Das technische Regelwerk, wie die DIN 18531 und die Flachdachrichtlinie, beschreibt die allgemeinen Anforderungen. In diesem Artikel weisen wir auf einige ausgewählte und oft vernachlässigte Anforderungen hin. Zusätzlich stellen wir besondere und spezifische Möglichkeiten vor, wie Details bei der Verwendung von EPDM-Abdichtungssystemen fachgerecht ausgeführt werden können, die über das allgemeine Regelwerk hinausgehen.

9 Praxistipps für die Detailgestaltung mit EPDM-Dichtungsbahnen

1. Anschlüsse an aufgehende Bauteile

Die vorgeschriebenen An- und Abschlusshöhen für Dachabdichtungen hängen von der Dachneigung ab. Diese Höhen gelten ab der Oberkante der Schutzschicht, Bekiesung, Belag oder Begrünung. In schneereichen Gebieten sind gegebenenfalls größere Anschlusshöhen notwendig.

Werden Anschlüsse an aufgehenden Bauteilen mechanisch befestigt, werden die Befestigungsmittel nicht zur Anschlusshöhe gezählt. Die einlagig herzustellenden An- und Abschlüsse aus EPDM dürfen zwar lose ausgeführt werden. Vorzugsweise werden sie jedoch vollflächig verklebt und sind damit windsicher.  Dafür können Kontaktkleber oder selbstklebende Bahnen in Kombination mit einer Grundierung verwendet werden, um eine standfeste Verbindung zum Untergrund zu gewährleisten.

Werden oberhalb dieser Abdichtung Abdeckprofile oder auskragende Bauteile zum Schutz gegen Hinterläufigkeit angeordnet, kann hierbei auf eine mechanische Befestigung als Abrutschsicherung auf standfesten Untergründen verzichtet werden. Allerdings ist in jedem Fall das obere Ende des Anschlusses gegen Hinterlaufen von Wasser zu schützen.

Wenn großflächige EPDM-Planen verlegt werden, werden die Enden der Planen meistens in einem Stück bis zu den aufsteigenden Bauteilen geführt, ohne dass sie zwischendurch abgeschnitten oder unterbrochen werden müssen. Dies hat den Vorteil, dass weniger Anschlussstreifen und Nahtverbindungen erforderlich sind, was das Risiko von Undichtigkeiten verringert und die Arbeit vereinfacht.

Bei keinem der auf dem Markt befindlichen EPDM-Abdichtungssysteme ist ein zusätzlicher Einbau von Verbundblechen notwendig, was den Einbauaufwand zusätzlich vereinfacht. 

Tipp: Entdecken Sie hier weitere Praxistipps zur fachgerechten Ausbildung von Anschlüssen, inklusive anschaulicher Vergleichsbilder.

2. Detailausbildung der Attika: Worauf es ankommt

Die Attika, der Abschluss eines Flachdachs, stellt eine besondere Herausforderung für die Abdichtung dar. Fehler an dieser sensiblen Stelle können schwerwiegende Folgen haben. 

Besondere Aufmerksamkeit gilt der Ausbildung von Ecken, Winkeln, Anschlüssen an andere Bauteile und Durchdringungen. An diesen Stellen ist eine detaillierte Ausführung mit geeigneten Zusatzmaterialien erforderlich. Hohlkehlen und Tropfkanten müssen korrekt ausgebildet werden.

Attikaverklebung

3. Türanschlüsse

In Türbereichen soll die Anschlusshöhe mindestens 0,15 m betragen, um zu verhindern, dass bei Schneematschbildung, Wasserstau oder bei Vereisung Niederschlagswasser über die Türschwelle eindringt. Oft ist es jedoch aufgrund der örtlichen Gegebenheiten, insbesondere bei Sanierungen mit Einbau von zusätzlichen Wärmedämmschichten, schwierig, diese Höhe einzuhalten.

Um dennoch einen ungehinderten Wasserablauf zu gewährleisten, kann die Anschlusshöhe auf mindestens 5 cm reduziert werden, wenn z.B. ein zusätzlicher Entwässerungsrost oder eine ähnliche Konstruktion direkt entlang des Türbereiches angeordnet und an die Entwässerung angeschlossen wird.

Für barrierefreie Übergänge wird oft eine noch niedrigere Anschlusshöhe angestrebt. Solche Lösungen gelten jedoch als Sonderkonstruktionen und erfordern zusätzliche Maßnahmen, die zwischen Planer, Türhersteller und Ausführendem abgestimmt werden müssen.

Dafür kommen neben dem oben erwähnten Entwässerungsrost folgende Maßnahmen infrage:

  • Einbau eines zusätzlichen Gefälles, um Wasser vom Türübergang wegzuleiten

  • Schutz vor Schlagregen und Spritzwasser durch eine Überdachung

  • Einbau eines speziellen Türrahmens mit Abdichtungsfunktion

  • Zusätzliche Abdichtungen im Innenraum mit eigener Entwässerung

Anwendung von Flüssigkunststoff am Terrassentüranschluss

4. Ausbildung von Ecken

In den Eckbereichen der Anschlussflächen wird die Abdichtung verschiedenartig ausgeführt. Dabei werden unterschiedliche Systemkomponenten verwendet, wie z.B. aufschweißbare, dreidimensionale EPDM-Eckformteile oder Abdeckbänder.

Bei einer speziellen EPDM-Bahnenvariante mit unterseitiger Polymerbitumenbeschichtung werden passende Zuschnitte aus dem Flächenmaterial gestanzt oder auf der Baustelle zugeschnitten und anschließend vollflächig aufgeschweißt. Dieses System ermöglicht es, Ecken in jeder beliebigen Form zuverlässig abzudichten.

Innenecke mit HERTALAN® EPDM-Formteil

5. Bewegungsfugen 

Das Regelwerk unterscheidet zwischen zwei Arten von Bewegungsfugen: Typ I und Typ II.

Fugentyp I: Diese Fugen betreffen langsam ablaufende und einmalige oder selten wiederholte Bewegungen, wie z.B. Setzungsbewegungen, Schwindverkürzungen oder Längenänderungen durch jahreszeitliche Temperaturschwankungen. Diese Bewegungen treten in oberseitig wärmegedämmten Dachflächen auf. Bei Typ I darf die Abdichtung ohne Unterbrechung durchlaufen. Je nach Verlegeart sind Schleppstreifen oder Stützbleche unter der Abdichtung notwendig.

Fugentyp II: Dieser Fugentyp beschreibt schnell ablaufende oder häufig wiederholte Bewegungen, z. B. Längenänderungen durch tageszeitliche Temperaturschwankungen sowie Fugen bei oberseitig ungedämmten Dachflächen. 

Die höhere Beanspruchung bei Typ II erfordert die Unterbrechung der Flächenabdichtung. Durch die Unterbrechung der Flächenabdichtung und die Integration von speziellen Konstruktionen - wie schlaufenartige Anordnungen von Abdichtungsstoffen, vorgefertigte Fugenkonstruktionen mit Dichtungsprofilen oder Los- und Festflanschkonstruktionen - wird sichergestellt, dass die Bewegungen aufgenommen und ausgeglichen werden können, ohne die Integrität der Abdichtung zu beeinträchtigen. Diese speziellen Lösungen ermöglichen es der Abdichtung, flexibel auf die ständigen Bewegungen zu reagieren und verhindern so Schäden und Undichtigkeiten.

Auch Fugenbänder können verwendet werden. Ein spezielles EPDM-Bewegungsfugenband besitzt mittig in Längsrichtung keine Einlage oder Verstärkung und kann somit die Bewegungen im Fugenbereich schadlos aufnehmen, und zwar nachweislich für alle möglichen Verformungsklassen. Die unterseitige Polymerbitumenbeschichtung dient der Heißluftverschweißung mit der angrenzenden Flächenabdichtung. Es funktioniert gut in Verbindung mit Bitumen- oder Polymerbitumenbahnen und einigen bitumenverträglichen Kunststoffbahnen. 

Es kann auch für die Ausbildung von Bewegungsfugen innerhalb von WU-Betonelementen eingesetzt werden. Hierbei ist vorher der Betonuntergrund durch mechanisch abtragende Verfahren, z.B. durch Kugelstrahlen oder Abschleifen, zu behandeln.

Da das Fugenband eben ist, eignet es sich auch hervorragend für bewegliche Anschlüsse und Fugen in Kehlen. Mit speziellen Formteilen können auch kreuzweise verlaufende Fugen oder Fugen mit Richtungswechsel abgedichtet werden. Zudem erspart die Ebenflächigkeit des Fugenbandes die Aufteilung der Dachfläche in einzelne Entwässerungsbereiche.

Arbeits- oder Sollrissfugen innerhalb von WU-Betonelementen können alternativ streifenförmig mit dem selbstklebenden und aufschweißbaren EPDM-Material RESITRIX SK W Full Bond abgedichtet werden.

6. Abläufe, Überläufe und Dunstrohre 

Der Anschluss an Entwässerungselemente und Notüberläufe kann entweder mit speziellen Flanschkonstruktionen oder mit integrierten EPDM-Manschetten des Herstellers erfolgen. Gleiches gilt für den Anschluss an Dunstrohre. Je nach System ist auch der Anschluss mit separaten Stülpmanschetten möglich. Wichtig ist dabei, dass das obere Ende der Manschetten gegen hinterläufiges Wasser gesichert wird, zum Beispiel mit einem Edelstahl-Schellenband. Eine effektive Flachdachentwässerung ist entscheidend, um Wasseransammlungen und potenzielle Schäden zu vermeiden.

7. Durchdringungen

Der Abstand von Durchdringungen wie Flachdachfenstern und Oberlichtern untereinander und zu anderen Bauteilen soll mindestens 0,30 m betragen. Maßgebend ist dabei die äußere Begrenzung des Flansches, der Abstand wird also nicht vom Zentrum des Durchdringungselements, sondern von dessen äußerster Kante gemessen.

Wenn EPDM als Abdichtungsmaterial verwendet wird, kann dieser Abstand aufgrund der einfachen Verlegung ohne offene Flamme problemlos geringer sein. Bei Sanierungen sind Abweichungen von dieser Regelung aufgrund der baulichen Gegebenheiten ohnehin nicht immer vermeidbar.

Detailausbildung an einer Lichtkuppel mit sprühbarem Kontaktkleber

8. Details an Flachdach-Holzkonstruktionen

Die Detailausbildung spielt bei der Abdichtung von Flachdächern in Holzkonstruktion eine besonders wichtige Rolle. Denn die Holzkonstruktion ist bei Wassereintritt anfälliger für Feuchtigkeitsschäden als Massivbauweisen.

Anschlüsse an aufgehende Wände, Dachflächenfenster oder andere Bauteile müssen besonders sorgfältig abgedichtet werden. Durchdringungen wie Rohre oder Lüftungsöffnungen müssen mit geeigneten Einbauteilen abgedichtet werden. Ecken und Winkel müssen detailliert ausgebildet werden, um Hohlräume zu vermeiden, in denen sich Wasser ansammeln kann. Der Dachrand muss mit geeigneten Profilen abgeschlossen werden, um ein Eindringen von Wasser zu verhindern.

9. Detailausbildung bei Photovoltaik auf dem Flachdach

Die meisten modernen Systeme vermeiden Durchdringungen der Dachhaut, um das Risiko von Leckagen zu minimieren. Stattdessen wird die Photovoltaik-Anlage durch ballastierte Gestelle stabilisiert.

Falls Durchdringungen unvermeidbar sind, müssen hochwertige Dichtungsmaterialien wie EPDM-Dichtungsbahnen und Manschetten verwendet werden, um die Abdichtung sicherzustellen.

Die Gewichte müssen gleichmäßig verteilt werden, um punktuelle Belastungen und mögliche Schäden an der Dachkonstruktion zu vermeiden. Zusätzliche Sicherungen, wie Windschutzwände oder Ballastierungen, können notwendig sein, damit die PV-Anlage auch bei starken Windlasten lagesicher auf dem Dach bleibt.

Flüssigkunststoff: Der Problemlöser für kniffelige Details am Flachdach

Flüssigkunststoff eignet sich hervorragend für die Abdichtung komplexer Details am Flachdach. Egal ob Ecken, Kanten, spitze Winkel, Dachdurchdringungen oder komplexe Anschlüsse: Flüssigkunststoff passt sich flexibel an jede Untergrundform an. Der Werkstoff ist rissüberbrückend, begehbar und somit eine äußerst dauerhafte und strapazierfähige Lösung für alle anspruchsvollen Detailabdichtungen wie beispielsweise Doppel-T-Träger oder Türanschlüsse.

Fazit: Details machen den Unterschied für ein langlebiges Flachdach

Die Dauerhaftigkeit der Gesamtabdichtung wird entscheidend durch die sachgerechte Detailausbildung beeinflusst. Detailkonstruktionen für Dachabdichtungen mit EPDM-Dichtungsbahnen bieten wegen ihrer hohen Elastizität und vielfältigen Einbaumöglichkeiten sehr günstige Voraussetzungen.

 

Vor allem verhindert die flammenlose Verlegung ausbrechende Brände oder Beschädigungen an angrenzenden Bauteilen. Herstellung von Details und Detailanschlüsse bei Flachdächern sind von großer Bedeutung.

CARLISLE® Systemergänzungen für komplizierte Details

Bei CARLISLE® stehen dem Verarbeiter eine Reihe von Systemergänzungen zur Verfügung, um auch komplizierte Einbauteile oder Durchdringungen fachgerecht abzudichten.

LIQUISEAL 65kg

LIQUISEAL - Flüssigkunststoff

Der lösemittelfreie, direkt zu verarbeitende Flüssigkunststoff LIQUISEAL ist die optimale Detailergänzung für unsere EPDM-Abdichtungssysteme RESITRIX® und HERTALAN®.

Bewegungsfugenband RESIFLEX® SK

Bewegungsfugenband RESIFLEX® SK

RESIFLEX® SK ist ein selbstklebendes, bitumenverträgliches Bewegungsfugenband auf Basis des Synthesekautschuks EPDM. Es bietet Ihnen vielfältige Einsatzmöglichkeiten.