MVRDV Architektin Fokke Moerel
// Die MVRDV Architektin Fokke Moerel war maßgeblich an der Planung des Depot-Neubaus beteiligt. Wir haben mit ihr über den ungewöhnlichen Entwurf gesprochen.
CARLISLE®: Archive sind meist unterirdisch oder anderweitig versteckt untergebracht. Das neue Kunstdepot des Museums Boijmans Van Beuningen hingegen wird öffentlich zugänglich für die Besucher sein. Welche Idee steckt hinter diesem Konzept?
Fokke Moerel: Dahinter steckt die Idee, das Museum noch stärker in der Stadt zu verankern und neue Besuchergruppen zu erschließen. Und die ungewöhnliche Form des Gebäudes ist letztlich das direkte Resultat unserer Auseinandersetzung mit dem Standort. Denn durch den umgebenden Museumspark und die vorhandenen Gebäude vor Ort sollte das Depot von allen Seiten erlebbar sein und keine Rückseite haben.
Ebenso wollten wir möglichst wenig Fläche überbauen. Das logische Ergebnis ist eine runde Grundrissform, die nach oben konisch zuläuft. Im Niederländischen ergibt sich dabei ein schönes Wortspiel: Das Wort „Depot“ kann hier auch gelesen werden als „De pot“ („Der Topf“). Der Name für das Gebäude hat sich also quasi von selbst ergeben.
CARLISLE®: Und welche Rolle spielt die Spiegelfassade dabei?
Fokke Moerel: Durch die Gestaltung der Fassade wollen wir den Bezug zum Umfeld noch verstärken. Das Ergebnis ist eine architektonische Hommage an den Standort Rotterdam, wobei die leichte Krümmung der Spiegelfassade dafür sorgt, dass die Menschen eine verfremdete Perspektive auf ihre Stadt erhalten.
CARLISLE®: Charakteristisch für das Depotgebäude ist auch die bewaldete Dachfläche. Wie ist die Idee dazu entstanden?
Fokke Moerel: Mit dem Dachgarten kompensieren wir einerseits den Flächenverbrauch, andererseits wollten wir aber auch den bestehenden Museumspark weiter fortschreiben.
Die Idee dazu entspringt einem spielerischen Umgang mit der Natur. Das ist sicher auch eine typisch niederländische Herangehensweise: Wir wissen, dass unser Land zu großen Teilen unter dem Meeresspiegel liegt und nur durch intelligente Ingenieurstechnik dauerhaft bewohnbar ist. Das schafft einen ganz anderen Blick auf das Thema Natur. Gleichzeitig müssen wir nach Strategien suchen, um die begrenzte Fläche der Niederlande möglichst optimal zu nutzen und zu verdichten. Da sind Gründächer eine ideale Lösung.